Für Insta in Szene gesetzt: Alwy Allwissend vor der Kaiser-Wilhelm-Brücke in Wilhelmshaven

Eines musste ich gleich zu Beginn lernen: Das soziale Netzwerk Instagram wird eigentlich nie beim vollen Namen genannt. Aktive Mitglieder der Plattform sprechen nur von Insta.

„Bist du auf Insta?“, wurde ich auf der „Kraft (Aus-)Zeit“ des „GREENBODYCAMPS“ von einer Teilnehmerin gefragt. Ich musste das verneinen und fühlte mich auf einmal auf den Schulhof zurückversetzt. Ich erinnerte mich daran, wie es es war, als alle so ein Yo-Yo mit Kugellager und blinkendem Licht hatten, nur ich nicht. Mit einem Schlag gehörte ich zu den Uncoolen.

„Wer möchte schon uncool sein?“, rumorrte es in meinem Kopf. Und nach einer Woche gab ich nach – auch aus Neugierde. Ich meldete mich auf Insta unter dem Namen alwy_allwissend an. Seitdem buhle ich nun um die Aufmerksamkeit anderer Nutzer. Im besten Fall schaffe ich es, andere Nutzer in Follower zu verwandeln. „Es ist ein hartes Business“, schrieb mir eine Followerin der ersten Stunde wenig aufmunternd, aber Sie sollte Recht behalten. Insta ist vor allem Arbeit. Denn wer Follower bekommen möchte, der muss aktiv werden.

Per Insta-App und auch nur via App, obwohl es auch die Website instagram.com gibt, gilt es Fotos und Videos hochzuladen. Diese sollten mit einem Text unterlegt sein. Hierbei gerne auch mindestens fünf der gefühlt 3000 Emojis einsetzen. Und ganz wichtig: Nicht die Hashtags vergessen! Umso populärer diese Hashtags sind, umso größer ist auch die Chance, dass andere auf einen aufmerksam werden. Die Hashtag-Seiten zeigen nämlich alle Bilder und Videos zum jeweiligen Hashtag an. Der Haken daran: Die Inhalte auf einer Hashtagseite werden nach dem Veröffentlichungsdatum geordnet. Mit fortschreitender Zeit rutscht der eigene Inhalt also immer weiter herunter und verschwindet damit in der Bedeutungslosigkeit. Und deswegen heißt die Divise: Posten, posten und nochmals Posten!

Wenn die eigenen Posts ankommen, steigt mit ein wenig Glück die Anzahl der eigenen Follower. Ich habe bisher 29 Follower, das ist ein Anfang, aber eigentlich nicht der Rede wert. Ich lerne ja noch dazu. Anscheinend ist es zum Beispiel wichtig den eigenen Followern gute Wochenstarts oder ein schönes Wochenende zu wünschen. Außerdem halten Insta-Profis ihre Community mit Storys bei der Stange.

Bei diesem Feature lassen sich Hochkantfotos und -videos auf Insta einstellen, quasi digitale Lebenszeichen. Diese Storys sind nur 24 Stunden sichtbar, im besten Fall also recht aktuell und anders als die Posts nicht für die Ewigkeit gedacht. Auf den Bildern selbst lassen sich ziemlich leicht über Touchgesten bunte Texte, Ortsmarken oder die aktuelle Außentemperatur drapieren. Darüber hinaus natürlich auch Emojis.

Das für mich Faszinierende: Relativ schnell zieht die Plattform einen in ihren Bann. Jeder neue Like, jeder neue Follower löst ein gutes Gefühl aus. Schwuppdiwupp war ich in einen Rauschzustand verfallen. Wenn ich nun ein Foto mache, habe ich immer die Insta-Community im Hinterkopf.

Bei meinem Kurzurlaub nach Wilhelmshaven am Wochenende habe ich mich ganz bewusst vor der Kaiser-Wilhelm-Brücke, dem Wahrzeichen der Stadt, für meine Community in Szene gesetzt. Gar nicht so einfach an dem windigen Samstag! Aber ich wollte meiner Gefolgschaft noch mehr bieten. So habe ich auch noch einen außer Dienst gestellten Zerstörer, die „Mölders“, fotografisch eingefangen und ich habe ganz sportlich einmal das komplette Marinearsenal auf der Suche nach weiteren interessanten Motiven umlaufen. Zu guter letzt habe ich Kaiser Wilhelm I., besser gesagt das ihm gesetzte Denkmal auf meinem Profil verewigt. Das hätte sich der Kaiser wohl auch nicht träumen lassen, dass er mal für meine Social-Media-Aktivitäten herhalten muss.

  • 1 von 4 Kann im Deutschen Marinemueum besichtigt werden: Die "Mölders", ein außer Dienst gestellter Zerstörer

  • 2 von 4 Beeindruckend: der Geschützturm der "Mölders"

  • 3 von 4 Ein Bundeswappen prangt an einem Tor des Marinearsenals Wilhelmshaven

  • 4 von 4 Ein Denkmal erinnert an den Namensgeber der Stadt Wilhelmshaven: Kaiser Wilhelm I.

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Mein Rauschzustand hat übrigens am Montagmorgen sein jähes Ende gefunden. Es meldeten sich meine ganzen Verpflichtungen aus der realen Welt zurück. Ob ich mich langfristig auf Insta engagiere oder diesen Zeitvertrieb doch lieber auf meine Let-it-be-Liste setze, weiß ich heute noch nicht. Zum einen weil Insta zum Unternehmen Facebook gehört, welches gerade in einem Datenskandal versinkt. Und zum anderen, weil ich grundsätzlich meine Inhalte nicht vorbehaltlos an ein profitorientiertes Unternehmen verschenken möchte. Da bin ich doch lieber Frau der Lage und entwickle mein eigenes Blog weiter.


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#Facebook #FirstWorldProblems #Hype #Instagram #Wilhelmshaven

21. März 2018