Prora wird zum Erholungsort ernannt

Prora Block 1 und 2 vom Baumwipfelpfad aus gesehen

Am 17.08.2018 gab es Grund zum Feiern in Prora: Der Ortsteil des Ostseebads Binz darf sich nun staatlich anerkannter Erholungsort nennen. Damit wird nicht nur die Erhebung einer Kurtaxe sowie einer Fremdenverkehrsabgabe möglich, sondern es ist auch ein weiterer Schritt getan, um langfristig den Titel „Seebad“ erlangen zu können.

Prora ist nicht nur der Name des Binzer Ortsteils, sondern gleichzeitig auch ein Synonym für die größte bauliche Hinterlassenschaft der Nationalsozialisten. Die NS-Organisation „Kraft durch Freude“ plante an diesem malerisch schönen Strandabschnitt Rügens ein Seebad mit gigantischem Ausmaß: 20.000 Urlauber hätten – so die aberwitzige Idee – hier gleichzeitig Urlaub machen sollen. Allerdings kam es hierzu nie, kriegsbedingt wurden nur Teile der Anlage fertig und diese größtenteils auch nur im Rohbau.

Ein Umstand, den die heutigen Investoren, welche Prora zu einem Urlaubs- und Wohnort umbauen, gerne aus Marketinggründen verschweigen. Sie sprechen geschichtsverzerrend lieber vom „ehemaligen Kdf-Seebad“, möglicherweise auch weil dies einen gewissen Gruselfaktor in sich birgt. Ebenfalls gerne unterschlagen wird in diesem Zusammenhang, dass Prora als Großkaserne der DDR von einer weiteren deutschen Diktatur in Beschlag genommen wurde.

Wer den Koloss von Prora heute besichtigt, erlebt an vielen Stellen noch eine Baustelle:

• Trotz Insolvenz des Investors hat in Block 1 ein Hotel, das „DORMERO“, eröffnet. Allerdings sind hier wohl bisher nur Zimmer buchbar, ein Restaurant sowie ein Fitnessbereich lassen noch bis ins neue Jahr auf sich warten.
• In Block 2 ist das Apartment-Hotel „Prora Solitaire“ eingezogen. Die Gastronomie ist allerdings wegen einer Umstrukturierung, wie es von Seiten des Eigentümers heißt, von September 2018 bis März 2019 geschlossen. Wacker schlagen sich hingegen in Block 2 ein Burgerladen, eine Bäckerei, eine Eisdiele sowie ein klein wenig Einzelhandel.
• An den Blöcken 3 und 4 wird noch fleißig gebaut. Und Zweidrittel von Block 5 warten auf die Bautätigkeiten eines Investors. Bisher wird nur ein Drittel des Blocks von einer Jugendherberge genutzt. Der restliche Gebäudeteil wurde bisher der Natur preisgegeben.

Alles in allem steht die touristische Infrastruktur noch am Anfang, so dass es wohl noch ein langer Weg ist, bis Prora wirklich ein staatlich anerkanntes Seebad wird.

#Ostsee #Prora #Rügen

26. September 2018