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Alwy Allwissend
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Hässliche "Terrorabwehr": Betonblöcke sollen Fahrzeuganschläge beim Hamburger DOM verhindern.
Am Samstag ist Deutschland durch eine Amokfahrt im schönen Münster in eine Hysterie verfallen, die in mir starke Gefühle des Fremdschämens ausgelöst hat. Ich konnte förmlich spüren, wie die Medien und rechte Parteien auf einen islamistischen Hintergrund gepocht haben.
Noch am selben Tag die Ernüchterung: Das unermessliche menschliche Leid ist nicht die Folge eines Terroranschlags, sondern das Ergebnis einer Amokfahrt. Ausgelöst durch einen Deutschen. Nach aktuellen Erkenntnissen handelte dieser ohne jegliche politische Motivation.
Schade für die Medien, denn Terror würde deutlich mehr Reichweite bringen. Außerdem ist Islamophobie Dank der Medien und Populärkultur gesellschaftsfähig geworden. Noch schlimmer trifft es natürlich die rechten Parteien. Ein islamistischer Anschlag hätte sich wie im Falle Anis Amris instrumentalisieren lassen, um gegen Asylbewerber Stimmung zu machen.
„(…) Nur – die Angst ist eben wirklich ein schlechter Ratgeber. Sie verengt den Blick und auch das Herz, macht mutlos und lässt resigniert die Hände sinken.“ Prof. Dr. Heinrich Bedford-Strohm, Vorsitzender des Rates der Evangelischen Kirche Deutschland (EKD)
Ich frage mich, ob der Weg, den wir als Gesellschaft nach dem Anschlag vom Breitscheidplatz in Berlin eingeschlagen haben, der richtige ist. Bei Volksfesten oder Weihnachtsmärkten ist die Angst ein ständiger, wenngleich schlechter Begleiter. Anders lässt es sich nicht erklären, dass Veranstalter gezwungen werden, teure Maßnahmen zur Terrorabwehr zu treffen.
Beim Hamburger DOM zum Beispiel müssen inzwischen immer hässliche Betonblöcke aufgestellt werden, die – so die Idee der Erfinder – Anschläge mit Fahrzeugen verhindern sollen. Dass das Instrumentarium von Terroristen durchaus größer ist, zum Beispiel auch Handfeuerwaffen wie bei Charlie Hebdo oder Sprengstoffgürtel wie in Afghanistan umfasst, scheint in den deutschen Amtsstuben gänzlich unbekannt zu sein.
Wann wird es endlich in die Köpfe der Menschen reingehen: Absolute Sicherheit gibt es nicht, sie ist nur eine Illusion! Unsere Freiheit hat einen hohen Preis, aber genau deshalb lohnt es sich sie jeden Tag auf’s Neue zu verteidigen. Mit Mut zum ständigen Dialog und komplexen Antworten auf komplexe Fragestellungen!
Den Anfang können wir alle gemeinsam machen, indem wir endlich die Terror-Hysterie stoppen! Denn: Das Ziel von Terror ist es nicht, so viele Menschen wie möglich zu töten, sondern unter den Überlebenden Angst und Schrecken zu verbreiten. Vielleicht wäre es deshalb gut, wenn über Terror nicht mehr wie im bisherigen Umfang berichtet würde. Wenn Menschen sich für einen Suizid entscheiden, wird darüber in aller Regel auch nicht berichtet, um Nachahmer nicht noch zu animieren.
Strenggenommen hätte deshalb der Rummel um Münster auch deutlich kleiner ausfallen müssen – den Angehörigen jedenfalls ist sicherlich nicht damit geholfen, dass immer neues Nichtwissen hochgekocht wird.
8. April 2018
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