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Alwy Allwissend
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Alwy Allwissend in Flensburg
Moin, ich bin Alwy Allwissend! Mich hat die Welt zum ersten Mal am 20.05.1994 erblickt. Natürlich in der schönsten Stadt der Welt, Hamburg! Und natürlich an einem Freitag – hoch die Hände, Wochenende! Ich habe nämlich ein wenig Rücksicht auf meine Eltern nehmen wollen. Immerhin ist eine Geburt ein aufregendes Ereignis und vielleicht hatte ich schon damals eine Vorahnung, dass mein Lebensweg viele Umwege und Unwegsamkeiten für mich bereithalten würde.
Freitag, der 20. Mai 1994 Alwys Geburtstag
Meine Kindheit im Stadtteil Barmbek verlief unbeschwert. Wie viele andere Mädchen habe ich damals mit Puppen gespielt, bunte Bilder gemalt und den nahegelegenen Spielplatz unsicher gemacht. Selbstverständlich habe ich mit steigendem Alter auch die Strapazierfähigkeit meiner Eltern ausgetestet. Was nicht selten darin endete, dass meine Mama genervt sagte: „Setz dich auf deine vier Buchstaben, A – L – W – Y!“ Beim wem würde dieser Spruch besser passen, als bei mir? Zum Glück trägt nicht jeder so einen schönen Namen wie ich!
Mein Vater war es übrigens, der mich schon früh an das schönste Verkehrsmittel der Welt heranführte: die Eisenbahn. Wenn es sich einrichten ließ, haben wir als Familie immer auf die Bahn an Stelle des Autos gesetzt . Das war toll – besonders wenn wir ICE gefahren sind! Ich weiß noch, dass ich als Kind immer meine Kopfhörer unter der Armlehne eingestöpselt habe, um den Kinderkanal zu hören. Dort lief dann „Der Rattenfänger von Hameln“.
Bis heute finde ich, dass das Fahren mit einem ICE etwas ganz Besonderes ist. Ich kann das gar nicht in Worte fassen, aber ich liebe einfach das Design des Zuges, das Fahrgefühl und vor allem den Geschwindigkeitsrausch!
Nach einer erfüllten Kindheit stellte sich bei mir im Alter von sechs Jahren eine erste Ernüchterung ein: Ich wurde eingeschult. Eigentlich etwas Schönes für einen kleinen wissbegierigen Menschen wie mich, sollte man meinen. Aber leider zeigte sich, dass das deutsche Bildungssystem und ich leider nicht kompatibel sind. Während ich die Grundschulzeit noch ohne größere Blessuren überstanden habe, gelang mir dies auf dem Gymnasium nicht mehr. Dort fingen die Probleme mit der 5. Klasse an.
Die 5. Klasse hieß bei mir übrigens nicht 5. Klasse, sondern Sexta, abgekürzt VI. Die Klassenstufen wurden rückwärts gezählt, im Prinzip so wie bei dem Countdown eines Raketenstarts. Allerdings startete nach der 13. Klasse, der Oberprima, für die meisten nichts. Nur sehr wenige wählten eine direkte Flugbahn und konnten nach den Sternen greifen, viele nahmen eine instabile Fluglage ein und einige stürzten direkt ab.
Rückblickend habe ich den Eindruck gewonnen, dass in Deutschland zwar viel an Schulen gelehrt wird. Aber nicht das Richtige! Wie kann es zum Beispiel angehen, dass junge Menschen eine weiterführende Schule verlassen, ohne jemals nur ein Quäntchen Rechtskunde genossen zu haben. Meiner Meinung nach sollte jeder Staatsbürger eine Grundausbildung in Recht erhalten, um sich konstruktiv in Diskussionen einbringen zu können. Es kommt mir leider zu häufig vor, dass „besorgte“ Bürger etwas von ihren Rechten erzählen, aber selber ihre Pflichten sträflich vernachlässigen.
Im Jahr 2015 sprach mir darum eine 17-jährige Schülerin mit dem Vornamen Naina direkt aus dem Herzen, als sie auf Twitter schrieb: „Ich bin fast 18 und hab keine Ahnung von Steuern, Miete oder Versicherungen. Aber ich kann ’ne Gedichtsanalyse schreiben. In 4 Sprachen. Ein Tweet, der eine heftige Diskussion auslöste, in welche sich sogar die Bundesbildungsministerin Frau Professorin Wanka einmischte. Für mich eine Bestätigung, dass Naina mit ihrer Aussage Recht hatte. Auch ich habe die Schule verlassen, ohne eine Ahnung von Steuern, Miete, Versicherungen und Arbeitsverhältnissen zu haben.
„Ich bin fast 18 und hab keine Ahnung von Steuern, Miete oder Versicherungen. Aber ich kann ’ne Gedichtsanalyse schreiben. In 4 Sprachen.“ Schülerin Naina
Meine Kritik am System konnte ich nicht einfach herunterschlucken. Ich habe sie, wann immer es ging, angebracht. Leider stieß ich dabei auf erbitterten Widerstand, welcher von meinen Lehrern ausging, was ich verstehe, und von meinen Mitschülern, was ich bis heute nicht verstehe. Meine Klassenkameraden verstanden einfach nicht, warum ich meinem Namen bei solchen Angelegenheiten alle Ehre gemacht habe. Auch wenn es letzten Endes eine vergebliche Liebesmüh war, habe ich das System mit einem gutem Gewissen verlassen, weil ich die Missstände benannt habe.
Da ich mir nach dem Abitur nicht sicher war, was und ob ich studieren sollte, entschied ich mich für einen Freiwilligen Wehrdienst bei der Bundeswehr. In diese Entscheidung floss sicherlich ein, dass viele dagegen waren. Als junge Frau zum Bund? Und dann noch in eine Männerdomäne? Ich sagte mir nur: „Challenge accepted.“
In der AGA (Abkürzung für Allgemeine Grundausbildung) lernte ich, dass ein Zimmer nicht Zimmer, sondern Stube heißt. Dass ein Gewehr kein Gewehr, sondern die Braut des Soldaten ist. In diesem Punkt empfand ich den Bund übrigens als sehr fortschrittlich, denn die Ehe mit meiner Braut war eine gleichgeschlechtliche! Aber ich drifte ab.
Ich gebe gerne zu, dass ich gerade am Anfang in dem Verein viele Anpassungsschwierigkeiten hatte. Einiges kam mir sinnfrei vor. Nicht selten hatte ich diffuse Ängste. Aber die Entscheidung durchzuhalten, hat mich stärker gemacht. Von dieser Erfahrung zehre ich bis heute.
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